Samstag, 20. September 2014

Meine sehr verehrten Damen und Herren…

Manege frei, hier komme ich – SPOKY der Überlebenskünstler – und ich wünsche Ihnen viel Spaß bei meiner Vorstellung.

Vor nicht langer Zeit bin ich geboren worden auf der schönen Insel Thassos und schon beim ersten Atemzug wusste ich, ich muss leben und etwas Besonderes werden und dieser Wunsch ging in Erfüllung.
Meine anderen Geschwister waren leider zu schwach und haben nicht überlebt, aber ich kämpfte darum, groß und stark zu werden und ich bin weiter dabei!

Ich hatte das große Glück bei Tanja und Joop aufgenommen zu werden und dies war mein erster Schritt, ein kleiner Überlebenskünstler zu werden. Ich habe sehr große Ohren und habe von Anfang an ganz genau zugehört, was Tanja mir in die Ohren flüstert. Ich solle groß und stark werden, die Welt da draußen wäre sehr spannend und wenn ich die Kraft finden würde, könnte ich in der Manege des Lebens ein großer Star werden.

Mir gefiel das und ich fing an, meine Welt um mich herum zu entdecken. Ich tollte wie ein Wilder herum und spielte mit allem, was nicht niet- und nagelfest war.
Eines Tages spielte ich aus purer Lust das ganz spannende Spiel Fangen und rannte im Garten herum. Ein kleiner Streuner Pflegehund lud mich ein, mit ihm zu spielen und rannte mir hinterher und fing mich mit seinem Maul spielerisch. Leider war sein Spiel etwas zu kräftig und ein paar Zähne bohrten sich in meinen Bauch.

Ich selber empfand das gar nicht schlimm, zumal ich keine Schmerzen hatte. Mein Spielfreund der Streuner auch nicht, denn er leckte freudig meine großen Ohren. Aber Tanja, meiner Pflegemutter gefielen meine komischen Beulen am Bauch so gar nicht und ob ich wollte oder nicht; ich musste in eine Transportbox und zu einem mir unbekannten Mann, der in einem Raum stand, der ziemlich komisch roch und Tanja stelle mich auf einem riesig, glänzenden Tisch ab. Sie beruhigte mich und erklärte mir, dieser Mann heilt Tiere und er muss sich deine Wunden anschauen. Ich bekam riesige Augen, aber ich vertraute Tanja.

Der Mann holte mich vorsichtig heraus und drehte mich auf die Seite und schaute mir meinen mittlerweile knurrenden Bauch an. Hmm, das sieht aber nicht so gut aus, das müssen wir nähen und der kleine Raufbold braucht eine Spritze.
Ihhhh eine Spritze, meine Damen und Herren, erinnern sie sich noch an ihre erste Spritze? Grausam ist das! Ich schaute zur Seite hoch und das bohrende Etwas kam immer näher und dann piekte es mich auch noch. Miauuuuuuu

Ich hatte mir ein kräftiges Hämatom zugezogen und das konnte nicht ohne die Hilfe des Mannes heilen. Oh nein, wenn das öfters vorkommen sollte, muss ich mir etwas überlegen. Vielleicht sollte ich meinen Freund den Streuner holen, damit er mit dem komischen Mann auch Fangen spielt und ihn dann auch nicht mehr loslässt, damit ich das nie wieder erleben muss.

Kurze Zeit später war das außergewöhnliche Erlebnis aber auch schon wieder vorbei und Tanja packte mich vorsichtig wieder in die Transportbox. Ich war müde und hörte ihr Gespräch – anscheinend ging es weiter um mich – nur noch als Gemurmel in der Ferne.

Dass ich wirklich krank war, merkte ich nicht wirklich. Tanja und Joop waren so lieb zu mir, dass ich immer mehr von ihrer Zuwendung haben wollte. Das stärkte mich und schon war ich kurze Zeit später wieder auf den Beinen und sprang durch den Garten.

Etwas stimmte aber nicht. Mein Bauch wurde irgendwie hart, so hart wie das Leder was ich ab und zu zum Beißen benutzte und auch die Farbe die sich an meinem Bauch entwickelte gefiel mir nicht. Schwarze Flecken hatte ich schon genug im Fell und mehr wollte ich nicht, denn Weiß ist meine Lieblingsfarbe.
Das Hämatom konnte nicht abheilen, weil meine Haut am Bauch nicht gut durchblutet wurde. Komischerweise tat es mir auch nicht weh. Die Tage vergingen und weiter wurde ich liebevoll umsorgt und durfte nachts sogar im Haus schlafen. Leider durfte ich nicht auf die schöne, große, duftende Couch, aber eine schöne, ausgepolsterte Kiste war für mich auch ok.

Tanja flüsterte mir in die Ohren, dass sie nachts nicht aufstehen könnten, um mich auf die Toilette zu bringen und sie zeigte mir immer wieder einen Platz wo ich vor meinen Schlafphasen hingehen und mich erleichtern konnte. Ich lernte schnell und das gefiel mir, da ich selber nachts nicht mehr wach wurde. Es ist eh zu dunkel da draußen, zumal ich ja schwarz, wie erwähnt, nicht mag.

Und ! ich musste wieder zu dem Mann, der mich wieder auf den Rücken legte, um meinen Bauch zu begutachten. Ihm gefiel mein Bauch nicht: na Hallo, mir auch nicht!!!!! Blöde Erkenntnis… also bekam ich wieder eine Spritze und mein Bauch wurde mit einer ekelig riechenden Salbe eingecremt. Ganz vorsichtig, aber das war schön. Aber unter uns: Tanja krault mich viel besser und da warte ich schon sehnsüchtig auf die Salbe und schnurre wie ein Löwe.

Leider wurde mein Bauch weiterhin nicht weich und das harte Ding löste sich und fiel ab, aber ich halte durch! Denn ich will leben und mit Hilfe von meinen lieben Pflegeeltern, den lieben Hunden, deren laute Sprache ich langsam lerne und den anderen Katzen: das hüpfende Dreibein, Schnurri, Rotauge, die anderen muss ich noch benennen – es sind so viele, werde ich das auch schaffen.

Heute muss ich wieder zu dem komischen Mann. Tanja flüsterte mir eben zu, dass er sich noch mal meinen Bauch anschauen muss und ggf. kommt dann so eine komische, gebogene, harte Nadel, die meinen Bauch piekt und näht. Aber wer ein Überlebenskünstler werden will, der muss da durch und das schaffe ich auch!

Wenn ich endlich wieder gesund bin, werde ich wirklich einen Zirkus gründen und ich werde der Überlebenskünstler sein, der mit seinen vielen Tierfreunden eine coole Party in der Manege des Lebens feiern wird. Darauf freue ich mich schon und jetzt freue ich mich erst mal, weil meine Pflegemutter gerade wieder das schöne Tuch holt, mich ruft und ich werde herbeieilen und mir meine Streicheleinheiten abholen. Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich das liebe!

Das bin ich Spoky, kein Geist sondern ein Überlebenskünstler!

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Hintergrund der Geschichte von Spoky ist: das ACT sich nicht nur um Hunde, sondern auch um die vielen Katzen kümmert, die auf Thassos ihre Hilfe benötigen. Viele schaffen den Überlebenskampf nicht und deswegen sind auch die Aktionen wichtig: Kastrationen müssen weiter vorangetrieben werden.

Spoky ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig unsere Arbeit ist und es sich lohnt, das Tier ebenso zu respektieren, ihm zu helfen und vielleicht manchmal die richtigen Wege vorzubauen, damit sie die Manege da draußen betreten können.

Vielen Dank !